Ausverkauftes Haus, packende Matches, Emotionen satt: Tag fünf bei der LIEBHERR WM in Düsseldorf hatte es in sich. 8000 Zuschauer in der Messehalle bejubelten vor allem die Lokalmatadoren Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Ruwen Filus, die den Einzug ins Achtelfinale schafften. Ovtcharov tat sich beim 4:3 gegen den Rumänen Szocs am schwersten. Ein Feuerwerk brannte erneut der erst 13-jährige Japaner Tomokazu Harimoto ab. Nachdem der jüngste Jugend-Weltmeister aller Zeiten am Vortag seinen Landsmann Jun Mizutani aus dem Turnier geworfen hatte, überrollte er am Freitag den Taiwanesen Liao Cheng-Ting mit 4:0 und trifft im Achtelfinale auf den Slowaken Pistej. Dieser ließ verlauten: "Ich habe großen Respekt, werde kämpfen und möchte gut spielen. Gegen ein Kind will ich nicht verlieren.“
Zhang Jike scheitert in Runde drei
Lee Sangsu einmal mehr der Favoritenschreck: 2015 bei der WM in Suzhou war Dimitrij Ovtcharov in Runde zwei an der Reihe, diesmal verputzte der Koreaner den Weltmeister von 2011, 2013 und Olympiasieger von 2012, Zhang Jike (China), in der dritten Runde relativ deutlich mit 4:1. Lee trifft nun auf Altmeister Vladimir Samsonov (Weißrussland). Der 41-Jährige machte mit Abwehrass Panagiotis Gionis (Griechenland) kurzen Prozess. Den letzten Vergleich hatte Gionis noch gewonnen. "Tatsächlich spielte ich in den 90ern sehr gut gegen Abwehr. In letzter Zeit hatte ich da aber einige Probleme. Der Unterschied heute war, dass ich versucht habe, nicht zu schnell den Punkt zu machen und nah am Tisch ohne zu viel Risiko zu agieren“, erklärte Samsonov, der sich sichtlich wohlfühlt in der WM-Stadt Düsseldorf, wo er auch einige Jahre bei der Borussia spielte. "Es ist immer wieder fantastisch, in Deutschland zu spielen. Die Stimmung ist sehr gut und man merkt, dass die Zuschauer sich sehr gut auskennen. Es war eine super Unterstützung."
Miu Hirano mischt auch die WM auf
Bei den Frauen schrieb am Freitag eine 17-Jährige Geschichte. Miu Hirano zog in das WM-Halbfinale ein, gleichbedeutend mit der ersten WM-Einzel-Medaille für Japan seit 48 Jahren. Hirano, die im April bei den Asienmeisterschaften für Furore gesorgt, drei Top-Chinesinnen besiegt und den Titel gewonnen hatte, ließ der Weltranglisten-Vierten Feng Tianwei (Singapur) keine Chance. "Ich möchte den Titel gewinnen“, sagt die Weltranglisten-Achte kess. Die besten drei Spielerinnen der Welt – allesamt aus China – haben etwas dagegen. Allen voran Hiranos Halbfinalgegnerin, die Titelverteidigerin und Weltranglistenerste Ding Ning. Die Linkshänderin brennt auf Revanche für die Niederlage gegen die Japanerin bei den Asienmeisterschaften. Das zweite Halbfinale bestreiten die Landsfrauen Liu Shiwen und Zhu Yuling.
Herren, 3. Runde (letzte 32)
Lee Sangsu KOR - Zhang Jike CHN 4:1
Dicke Überraschung bei den Männern: Zhang Jike (China), der Olympiasieger von 2012 und Weltmeister von 2013 und 2011, schied in der Runde der letzten 32 gegen den Weltranglisten-20 Lee Sangsu aus Korea relativ deutlich mit 1:4 aus. Nach seiner Niederlage gab Zhang Jike dem chinesischen Fernsehen zwar noch ein Interview, zum Gespräch mit anderen Journalisten kam es aber nicht mehr. Die Enttäuschung über das frühe Aus in Runde drei merkte man dem Weltranglisten-Vierten deutlich an. Lee Sangsu war schon bei der WM 2015 zum Favoritenschreck avanciert, als er Dimitrij Ovtcharov in Runde zwei besiegt hatte.
Vladimir Samsonov BLR - Panagiotis Gionis GRE 4:0
Nachdem er letztes Jahr in Schweden noch unterlegen war, fährt Vladimir Samsonov diesmal einen ungefährdeten 4:0-Sieg gegen Defensivkünstler Panos Gionis ein. "Tatsächlich spielte ich in den 90ern sehr gut gegen Abwehrspieler. In letzter Zeit hatte ich da aber einige Probleme. Das wird auch an meiner letzten Niederlage gegen Gionis deutlich. Der Unterschied heute war, dass ich versucht habe, nicht zu schnell den Punkt zu machen und nah am Tisch ohne zu viel Risiko zu agieren. Außerdem hatte ich immer zum richtigen Zeitpunkt auch das entsprechende Glück mit Kanten- und Netzbällen. Ich bin sehr zufrieden." Im Achtelfinale geht es nun gegen Lee Sangsu aus Korea, der Zhang Jike aus dem Turnier geworfen hatte. "Ich habe bereits zwei mal gegen ihn gespielt. Letztes Jahr konnte ich ihn bei den Kuwait Open schlagen, habe aber auch beim World Cup gegen ihn verloren. Er hat Zhang Jike geschlagen, das zeigt, dass er in einer sehr guten Form ist und es sehr schwer werden wird", sagt Samsonov, der sich sichtlich wohlfühlt in der WM-Stadt Düsseldorf, wo er auch einige Jahre bei der Borussia spielte. "Es ist immer wieder fantastisch, in Deutschland zu spielen. Die Stimmung ist sehr gut und man merkt, das die Zuschauer sich sehr gut im Tischtennis auskennen. Es war eine super Unterstützung."
Ausgewählte Stimmen des Tages
Lubomir Pistej SVK - Tamas Lakatos HUN 4:0
Für Lubomir Pistej kam der Sieg über den Steger-Bezwinger Lakatos nicht so überraschend. "Bei der letzten WM habe ich ihn noch höher geschlagen", sagte Pistej, für den das Erreichen des WM-Achtelfinals der größte Erfolg seiner Karriere ist. Begeistert zeigte sich der Slovake von der Haupthalle und der tollen Atmosphäre. "Es war sehr laut, weil ich direkt neben Timo Boll gespielt habe. Dadurch habe ich meine Fans und Teamkollegen kaum gehört, sie sind in der Masse der vielen Zuschauer untergegangen." Im Achtelfinale spielt Pistej am Samstag gegen den 13-jährigen Japaner Harimoto. "Ich habe großen Respekt, werde kämpfen und möchte gut spielen. Gegen ein Kind will ich nicht verlieren."
Koki Niwa JPN - Jonathan Groth DEN 4:2
"In den ersten beiden Sätzen habe ich sehr gut gespielt, aggressiv und mit viel Druck. Mein Plan war es, viel Vorhand zu spielen, um die Rückhand-Rückhand-Rallyes zu vermeiden. Der Plan ist am Anfang auch aufgegangen", sagte Jonathan Groth nach der Niederlage gegen den Weltranglisten-Elften Koki Niwa aus Japan. "Nach dem 2:0 hat Niwa viel aggressiver gespielt. Ich konnte dem Druck nicht mehr standhalten, da mir ein bisschen die Kraft gefehlt hat. Ich habe versucht zu kämpfen, aber Niwa wurde immer besser und ich hatte keine Chance mehr", so der Däne, der für Fulda-Maberzell in der TTBL spielt.
Damen-Viertelfinale
Miu Hirano JPN - Feng Tianwei SGP 4:0
Miu Hirano hat mit ihren gerade mal 17 Jahren Geschichte geschrieben. Die Weltranglisten-Achte zieht bei der LIEBHERR WM in Düsseldorf souverän in das Halbfinale ein und hat Bronze bereits sicher. Es ist das erste Einzel-Edelmetall für Japan seit 48 Jahren. "Ich habe sehr gut gespielt, sehr druckvoll und sicher. Ausschlaggebend war sicherlich, dass ich den dritten Satz in der Verlängerung gewinnen konnte", sagte Hirano nach ihrem klaren Triumph über die Weltranglisten-Vierte Feng Tianwei. Hirano, die im April sensationell Asienmeisterin wurde und drei Top-Chinesinnen schlug, strebt in Düsseldorf ebenfalls das Maximum an. "Ich persönlich möchte sehr gerne den Titel gewinnen."
Zhu Yuling CHN - Chen Meng CHN 4:2
Die Nummer drei der Welt Zhu Yuling schlug die zwei Plätze schlechter platzierte Landsfrau Chen Meng nach hartem Kampf mit 4:2. Knackpunkt nach ausgeglichenem Spiel in den ersten vier Sätzen war der Run in Durchgang fünf von 7:7 auf 11:7. Angesprochen auf die Besonderheit eines chinesischen Duells, sagte sie selbstbewusst: "Mir ist es egal, wer mir gegenübersteht. Ich kann mich nur selbst schlagen. Mein Ziel ist es, am Ende ganz oben auf dem Treppchen zu stehen", sagte die 22-jährige Weltranglisten-Dritte Zhu Yuling.